So wird das Osterei zum Mini-Kunstwerk - Nachrichten aus Schorndorf - Zeitungsverlag Waiblingen

2023-02-28 14:43:16 By : Ms. Helen Huang

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Schorndorf. Eier ins Farbbad und fertig. Ganz so fantasielos muss das Osterfest diesmal ja nicht daherkommen. Maria Wolf bemalt und graviert seit 30 Jahren Eier und hat in diesem Jahr ihren 17. Ostereiermarkt in der Barbara-Künkelin-Halle und auf Schloss Filseck organisiert. Wie sich ein Hühnerei mit relativ einfachen Mitteln in ein Kunstwerk verwandeln lässt, dafür hat sie kurz vor Ostern einige Tipps und Tricks parat – etwa für ein trendiges Eulen-Ei.

Maria Wolf ist eine Künstlerin. Eine Eier-Künstlerin. Die Dürer-Hasen, Häschenschul-Szenen, Waschbären, die Veilchen, Schlüssel- und Gänseblümchen, die sie mit Skalpell und Aquarellfarbe aufs Ei bringt, lassen vor Ehrfurcht staunen. Doch keine Angst: „So schwierig ist’s gar nicht“, sagt Wolf, die sich die Kunst am Ei von Anfang an selbst beigebracht hat. Vor 30 Jahren, als ihre Kinder aus dem Gröbsten raus waren, hat sie sich auf einer Ausstellung inspirieren lassen und ihr erstes graviertes Ei fabriziert. „Mit ein bisschen Übung, Geduld und Gefühl geht das schon.“ Bis heute bearbeitet die 69-Jährige gefärbte Eier mit dem Skalpell. Kratzt die Farbe, die rote und braune Zwiebelschalen auf der dünnen Schale hinterlassen haben, Strich für Strich weg. Vier, fünf Stunden sitzt sie an einem Hasen, dem sie mit der Kratztechnik eine staunenswerte Plastizität verleiht.

Doch es geht auch einfacher: Weniger Geübten empfiehlt Maria Wolf fürs bevorstehende Osterfest ein trendiges Eulen-Ei, das sich mit relativ einfachen Mitteln gestalten lässt. Mit Zwiebelschalen braun gefärbt oder mit Aquarellfarbe bunt bepinselt, zeichnet sie die Augen und die Federn mit einem Bleistift aufs Ei. Mit Deckweiß bekommen die Eulen-Augen Fläche, die Konturen zeichnet sie mit einem schwarzen Tuschestift nach. Und dann beginnt die Kratzarbeit: Mit einem Skalpellmesser, das es in der Apotheke und im Bastelladen zu kaufen gibt, holt sie die Federn aus dem Ei, das ihr ganz leicht und locker in der linken Hand liegt. Die Schwierigkeit, sagt sie, ist nicht die zerbrechlich-dünne Schale, „das Schwierige ist die runde Eierform“. Doch, siehe da: Nach ein paar vorsichtigen Kratzern klappt’s immer besser – der Eier-Eule wachsen tatsächlich Federn. Fehlen nur noch die Öhrchen: Mit einem Zahnarztbohrer aus dem Baumarkt kommen die kleinen Löcher in die Schale, durch die sich ein brauner Wollfaden ziehen lässt. Dazu zwei Löcher für die Aufhängung und das Ästchen, auf dem die Eule sitzt. Wer sich keinen Zahnarztbohrer besorgen will, kann die Löcher natürlich auch mit einem kleinen Kreuzschlüssel vorsichtig ins Ei bohren.

Luft nach oben, das ist klar, gibt es natürlich immer. Gerade mit dem Zahnarztbohrer lassen sich wahre Kunstwerke schaffen. Herbert Kober – für Maria Wolf ist er „der Beste in Deutschland“ – zeigt seit Jahren auf ihren Ostereiermärkten, was herauskommen kann, wenn Eierschalen mit dem Bohrer perforiert werden; meist innerhalb eines Netzes, das Wolfs Ehemann mit verzinnten Kupferbändern auf den Eiern gesponnen hat. Die Restfläche nimmt sich Maria Wolf selbst vor, malt mit Aquarellfarben Blüten und Blätter und Hasen auf die Schale, die sie vorher saubergemacht und mit einem feinen Schleifpapier glattgeschmirgelt hat.

60 bis 70 Eier hat Maria Wolf in diesem Jahr bereits graviert und bemalt – für die Ostereiermärkte, die sie in Schorndorf und auf Schloss Filseck organisiert, aber auch für einen Markt in Hall/Tirol, wo eine Ausstellerin, die auch immer wieder zu ihr nach Schorndorf kommt, im Barocksaal eines alten Schulhauses zur Ostereierschau lädt. Doch reine Eierausstellungen, bedauert Maria Wolf, gibt es immer weniger. Die Eierkünstler sind allesamt in die Jahre gekommen. „Die Jungen“, sagt die 69-Jährige, „haben kein Interesse mehr daran.“ Und dabei gibt es vor allem im Internet Anregungen en masse für die Eierkunst. Wer also sowieso mit seinem Handy oder Laptop zugange ist, könnte sich nach Maria Wolfs Dafürhalten auch mal im Netz Ideen holen. Das tut sie selbst auch immer wieder. Doch in ihrer eigenen Familie hat sie auch nur ihren Schwiegersohn zur Eierkunst gebracht: Er ist Grafiker und schenkt ihr jedes Jahr ein keckes Mops-Ei.

Sie selbst hat im ganzen Haus und speziell in einer Glasvitrine eine Sammlung der schönsten Ostereier immer vor Augen: Scherenschnitte, Mini-Verse, Stillleben auf Ei, Straußenei mit Hasen-Motiv, Hühnerei mit Reißverschluss, Ei im Ei, Matroschka-Eier, ja sogar ein Ei, das aus Zimtstangen gemacht ist. „Es gibt nichts, was man nicht mit einem Ei machen kann“, sagt Wolf und hat ihrem Mann zum 70. Geburtstag ein ganz besonderes Präsent gemacht: ein Holz-Ei mit integriertem Schachbrett und handgedrechselten Figuren.

Doch auch für Anfänger gibt es Möglichkeiten, kurz vor Ostern noch zu einer schönen Sammlung zu kommen: Mit Aquarell- oder auch mit etwas grobkörnigeren Wasserfarben lassen sich auf ausgeblasenen Eiern die schönsten Bilder malen. Wer das Hasen-, Blümchen oder Küken-Motiv mit einem Bleistift vorzeichnet, tut sich leichter. Schneeglöckchen, zum Beispiel, sind schnell gemalt. Karo-, Streifen-, Pünktchenmuster – zum Osterfest passt alles. Frühlingsblüten und -blätter und Gräser, mit einem Feinstrumpf fixiert, hinterlassen im Zwiebelsud die tollsten Effekte. Schön ist auch ein Wachsfarbenmuster, etwas warmgemacht und verrieben. Im Grunde, sagt Maria Wolf, lassen sich Eier auch mit Filzstiften bemalen. Dekorativ ist auch diese Variante: ein gefärbtes Ei mit einer weißen Häkelspitze umgarnt, ein kleiner Kopf darangenäht – fertig.

Und Maria Wolf hat noch ein paar Tipps auf Lager: Wer Probleme beim Linienzeichnen hat, kann sich mit Isolierband helfen und den Stift entlang der Kante führen. Eier, die bereits im Sommer gekauft und ausgeblasen werden, sind glatter und haben „die bessere Schale“. Und es muss ja auch nicht immer das klassische Hühnerei sein: Von dem Mini-Ei der afrikanischen Riesenschnecke über Wachtel-, Hühner-, Enten-, Gänse-, Emu- und Nandu-Eier bis zum XXL-Straußenei – zu Ostern geht alles.

In der eigenen Garage hat Maria Wolf im Jahr 2001 zu ihrer ersten Ostereier-Ausstellung geladen. Mit 16 Ausstellern hat sie dann vor 17 Jahren mit dem Ostereier- und Kunstmarkt in der Barbara-Künkelin-Halle angefangen – und auf Anhieb 2000 Besucher angelockt. Damals brauchte sie nicht die ganze, sondern nur die obere Hallenfläche. In diesem Jahr waren in der ganzen Halle 58 Aussteller dabei, und damit ist das Limit erreicht.

In Schloss Filseck bei Göppingen und in der Barbara-Künkelin-Halle organisiert sie jedes Jahr zwei Kunsthandwerker-Märkte, einen im Frühjahr und einen im Herbst.