Grünes Kupfer – ist das möglich?: Lapp will beim Kupfereinsatz nachhaltiger werden - Verbindungstechnik - Elektroniknet

2023-02-28 14:40:47 By : Ms. Anita xin

Der Kabelhersteller Lapp hat sich zum Ziel gesetzt, Energie und Rohstoff-Ressourcen möglichst schonend und effizient zu nutzen. Eine wesentliche Rolle spielt dabei das Kupfer. Doch welche Wege gibt es, um beim Einsatz von Kupfer nachhaltiger zu werden?

Deutschland hat sich zum Ziel gesetzt, bis 2030 die Treibhausgasemissionen um 40 Prozent zu verringern. Einen großen Einfluss auf dem Weg zur Klimaneutralität hat dabei die Industrie. Dieser Verantwortung ist man sich bei Lapp bewusst und strebt an, die CO2-Emissionen zu reduzieren.

Keine einfache Aufgabe. In einem ersten Schritt hat das Unternehmen deefiniert, wo die wichtigsten und erfolgversprechendsten Handlungsfelder sind. Bei Untersuchungen kam heraus, dass im Bereich der Kabel- und Verbindungstechnologie die CO2-Emissionen am besten über die eingesetzten Produkten verringert werden können, da dort das meiste CO2 gebunden wird.

Lapp beabsichtigt deswegen, bis 2025 den CO2-Fußabdruck der Produkte um 20 Prozent zu reduzieren (bezogen auf das Geschäftsjahr 2020/2021). 

Eine übergeordnete Rolle spielt dabei der Rohstoff Kupfer!

Hintergrund: Kupfer ist im Durchschnitt für 88 Prozent des CO2-Fussabdrucks in den Produkten von Lapp verantwortlich. Daher ist Kupfer ein wichtiger Ansatzpunkt, um dem Einsparziel näher zu kommen.

Aber gibt es Alternativen zu Kupfer? Ein Verzicht auf Kupfer als Rohstoff ist derzeit unmöglich, da kein anderes Material über vergleichbare Eigenschaften verfügt. Kupfer ist nach Silber der zweitbeste Stromleiter und besitzt eine deutlich bessere Leitfähigkeit als Aluminium. Zudem ist Kupfer widerstandsfähiger gegen Hitze, langlebig und zu 100 Prozent recycelbar.

Grünes Kupfer – wie geht das? 

Wenn man den CO2-Fußabdruck beim Kupfer reduzieren will, muss man die ganze Entstehungskette von der Gewinnung der Erze, über die Raffinerie bis zum Verbraucher betrachten.

Nach aktuellen Berechnungen liegt das Erderwärmungspotential von Kupfer im Durchschnitt bei 4,1 kg CO2e/kg. Der höchste Anteil davon entsteht in den frühen Phasen des Bergbaus, wenn das Erz im Berg gelöst und im Anschluss daran transportiert und aufbereitet wird. Eine weitere Herausforderung ist es, dass in den Kupferminen weltweit, beispielsweise in Chile, Peru, China oder den USA, die Erzgehalte zurückgehen und für die Förderung ein komplizierterer Prozess mit höherem Energieeinsatz nötig ist.

Parallel wird die Nachfrage nach Kupfer wegen des massiven Ausbaus an erneuerbaren Energien bis 2040 um 60 Prozent steigen! Diese Entwicklung ist für Lapp als Kabelhersteller eine große Herausforderung.

Einerseits kann der Weltmarktführer für integrierte Lösungen der Kabel und Verbindungstechnik auf den Rohstoff Kupfer nicht verzichten, andererseits wird für den Abbau von Kupfererz eine hohe Menge an Energie benötigt und auch die Preise werden Prognosen zu Folge weiter steigen. Daher sucht das Unternehmen nach neuen Wegen, um beim Kupfereinsatz nachhaltiger zu werden.   

Seit einigen Jahren gibt es weltweite Initiativen, die die globale Kupferindustrie nachhaltiger gestalten wollen. Hier sieht das Management von Lapp einen wichtigen Ansatzpunkt und Hebel:

Heute beziehen die weltweiten Produktionsstätten von Lapp das benötigte Kupfer weitestgehend eigenständig. Zukünftig soll die Beschaffung von Kupfer strategisch gesteuert werden. In einem ersten Schritt wurde im Jahr 2020 das Projekt „CUPRUM“ gestartet. Das große Ziel des Projektes ist es, Transparenz zu schaffen, indem die weltweiten Lieferketten sichtbar gemacht werden. Lapp will künftig bevorzugt ökologisch sauberes Kupfer einkaufen. Aber der Weg zur nachhaltigen Wertschöpfung ist kompliziert. Basierend auf den Projektergebnissen wird das Unternehmen seine Einkaufsstrategie ausrichten – von einer dezentralen zu einer zentralen Beschaffungsorganisation.

Trotzdem ist vorgesehen, dass Kupfer weiterhin von mehreren Bezugsquellen zu beziehen, denn die Entscheidung für einen Lieferanten hängt von verschiedenen Faktoren ab: Wo ist der Lieferant angesiedelt? Wie weit sind die Transportwege? In welcher Verarbeitungsform wird das Kupfer zur Verfügung gestellt?

Es zeigt sich: Kupfer ist nicht gleich Kupfer!

Lapp verhandelt aktuell mit Kupferlieferanten, um sich einen Überblick zu den CO2-Emissionen der verschiedenen Produkte zu verschaffen. Sobald eine Übersicht zu den aktuellen Emissionswerten aller von Lapp bezogenen Kupferprodukte vorliegen, wird geprüft, ob ein Wechsel hin zu „grünem Kupfer“ möglich ist. Wichtig ist dabei, den Dialog mit den Lieferanten zu suchen und gemeinsam an Lösungen zu arbeiten.

Nachhaltiges Handeln ist eines der Schwerpunktthemen des Unternehmens.  Im Geschäftsjahr 2020/2021 wurde bei LAPP erstmalig eine Wesentlichkeitsmatrix erarbeitet und dabei fünf Handlungsfelder benannt:

Wichtigste Ansatzpunkte sind das Produkt und der Herstellungsprozess. Lapp setzt sich für eine effiziente Nutzung von Rohstoffen sowie den umweltverträglichen Umgang mit Chemikalien und Abfällen ein. Alle Lapp-Gesellschaften weltweit sind dazu angehalten, ihre Gebäude und Werke so energieeffizient wie möglich zu betreiben. Wo immer möglich, beziehen die Standorte Ökostrom oder betreiben eigene PV-Anlagen. Auch in der Logistik spielt der Nachhaltigkeitsgedanke eine wichtige Rolle. Für Kunden gibt es heute schon die Möglichkeit, Sammelbestellungen aufzugeben. Über dezentrale Lager werden darüber hinaus Transportwege minimiert. Um Ressourcen zu sparen, gibt es ein Kreislaufsystem für Kabeltrommeln. Außerdem bietet Lapp Produkte speziell für die Solar- und Windenergiebranche sowie für den Schienenverkehr an und wird diese Aktivitäten in den nächsten Jahren weiter forcieren. Auch bei der Entwicklung, Herstellung und den Vertrieb von Ladesystemen für Elektroautos leistet das Unternehmen einen Beitrag.

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